Pfarrer Sven Täuber - Ein Jahr im Amt

Bild: Judith Ziehm-Degner

Auf dem Fahrrad mit wehendem Talar durch die Gemeinde

— eine gar nicht so abwegige Vorstellung von unserem Pfarrer Sven Täuber, der ganz gern seinen Drahtesel benutzt, um von seinem Zuhause an der Grenze zu Hönow zum Gemeindebüro und dann in Neuenhagen von A nach B zu kommen. Wenn da nur nicht der Talar wäre…

Beim Schildern dieser Vorstellung vom pedalflotten Pastor lächelt er jedenfalls verschmitzt und schüttelt mit einem energischen „Nee, nee“ den Kopf. Der Talar ist ein maßgeschneidertes Kleidungsstück und wird jahrzehntelang sorgsam behandelt. Auf dem Fahrrad sind ölige Ketten und schmutzige Speichen viel zu nah am edlen Stoff. So zerzaust der Wind lediglich des Pastors Haar.

Ordentlich neuer Wind ist dem 1963 in Berlin geborenen Theologen Sven Täuber in seinem ersten Jahr in unserer Kirchengemeinde um die Nase geweht. 13 Jahre lang war er ein Pfarrer ohne Gemeinde und dafür an Brennpunkten der Polizeiarbeit als Seelsorger unterwegs. In Krisenpausen unterrichtete er angehende Polizisten an der Fachhochschule der Polizei in Oranienburg. 2019 kehrte er als Pfarrer für vakante Stellen im Kirchenkreis in die — unverbindliche — Gemeindearbeit zurück und wurde schließlich im August 2020 unser Pfarrer der Evangelischen Verheißungskirchengemeinde Neuenhagen-Dahlwitz. Ende des Jahres konnte er sein Büro im Neubau des Gemeindehauses in Neuenhagen-Nord beziehen. Und kam Schritt für Schritt in der Gemeinde an.

Wie ist es ihm in diesem Jahr ergangen?
„Ich musste erstmal einen normalen Arbeitsrhythmus finden. 13 Jahre lang hatte ich als Seelsorger und Professor quasi zwei Jobs. Das war viel zu viel. Diese Jahre waren Raubbau an mir und an meiner Familie. In Berlin bleiben zu können, war mir außerdem wichtig.“

Wie kam es dann zu dem Entschluss, sich auf die Pfarrstelle in Neuenhagen-Dahlwitz zu bewerben?
„Meine Frau fragte mich irgendwann, auf welchen Wink mit dem Zaunpfahl ich noch warten würde. Da war ich ja Springer im Kirchenkreis und damit eigentlich ganz zufrieden. Negativ war nur, dass viel Zeit im Stau verloren ging. Hier komme ich jetzt wieder langsam in eine Gemeinde hinein und bin Teil eines Teams, nicht mehr Alleinkämpfer. Und das Beste: Ich kann in meinem Zuhause in Mahlsdorf wohnen bleiben. Das ist alles eine gute Fügung gewesen.“

Was war denn die bislang größte Umstellung?
„Meine größte Baustelle ist das Organisieren der vielen Termine. Ich bin kein großartiger Manager. Ich bin nun zugleich noch pflegender Angehöriger. Das ist auch ein neuer Job für mich. Deshalb bin ich so froh über die Unterstützung hier, über die Hilfe von Wolfgang Raack und Ulrike Koppehl im Büro.“

Wie fühlt es sich also an hier, als Pfarrer in Neuenhagen-Dahlwitz?
„Manchmal habe ich das Gefühl, die Gemeinde ist zu gut für mich. So, als ob ich mich ins gemachte Nest gesetzt habe. Dann frage ich mich manchmal: Womit hast du das nur verdient? Erlaube ich es mir, mich wohlzufühlen? Wie geht das überhaupt? Alles, woran ich sonst immer geknabbert und gearbeitet habe, war hier einfach vorhanden. Ich habe das erste Mal in meinem Leben ein eigenes Büro. Und mir werden 90 % von dem, was ich in Hönow als Pfarrer einst allein gemacht habe, abgenommen.“

Was heißt das für die Arbeit des Pfarrers?
„Mir bleibt viel Zeit für Gespräche und Besuche, Begegnungen mit Menschen. Das ist ein Traum! Ich mache intensive Gottesdienstvorbereitung und kann stundenlang in der Bibel lesen. Das macht alles Freude. Manchmal frage ich mich: Was ist hier eigentlich Arbeit? Arbeit ist doch immer mühsam… Ich bin meinem Anspruch an mich selbst nie gerecht geworden. Ich war immer unzufrieden mit mir. Und hier mache ich nun Sachen, die ich gern mache, in einer unglaublichen Intensität. Das ist wirklich ein Traum. Und manchmal traue ich mich gar nicht daran zu glauben.“

Welche Aufgaben hat denn eigentlich ein Pfarrer?
„Er sollte geistliche Impulse geben und sich in der Bibel auskennen. Er sollte im heutigen Leben verankert sein und mit Hilfe der Bibel antworten geben können. Ich möchte die biblische Botschaft ins heutige Leben der Menschen unserer Gemeinde tragen und damit Anstöße zu einem selbstständigen, spirituellen Leben mit Gott geben. Auch die Seelsorge ist wichtig, die Fragen nach Leben und Tod, sämtliche Lebenssituationen mit christlichen Inhalten versehen. Wir sind kein Verein, wir sind eine Gemeinde, eine christliche Gemeinde. Es gilt, das Leben mit dem Glauben zu verbinden, sodass der Glaube eine wirkliche Hilfe im Leben ist.“

Und welche Pläne hat der Pfarrer für seine Gemeinde?
„Ich möchte mit den Menschen mehr über die Bibel ins Gespräch kommen. Das nächste große Projekt der Gemeinde ist außerdem der Standort Neuenhagen-Süd, wo wir uns eine Kita mit Familienzentrum an der Kirche vorstellen. Ich wünsche mir, dass dabei viele Gemeindeglieder mitmachen. Ein Familienzentrum ist nicht der Pfarrer allein. Es gibt viele Ideen, aber es hängt davon ab, wie viele dann auch mitmachen. In Dahlwitz steht unsere schönste Kirche. Das muss auch so bleiben. Und in die Kirche Neuenhagen-Nord muss mehr Licht. Ich liebe Holz, aber dort brauchen wir wirklich eine gute Ausleuchtung. Eine Kirche soll ein freundlicher, warmer, einladender und spiritueller Ort sein, dafür ist die Kirche in Nord viel zu dunkel.“

Das Gespräch führte Judith Ziehm-Degner im September 2021

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