Nun gehöre ich plötzlich dazu

Im Gespräch mit unserem jüngsten Ältesten, Jakob Schmidtke

ALS ich Jakob Schmidtke kennenlernte, saßen wir an einem heißen Sommertag 2020 auf einer Picknickdecke im kleinen Vorgarten seitlich des alten Gemeindehauses in Neuenhagen-Nord. Es war mein erstes Treffen mit der Jungen Gemeinde, die auf nur noch vier feste Mitglieder und einige sporadisch vorbeischauende Jugendliche geschrumpft war. Drei von ihnen saßen mit mir in der brütenden Hitze, und wir versuchten bestmöglich ins Gespräch zu kommen. Glücklicherweise waren das drei wirklich liebeswerte und motivierte Jungs, die trotz des Anschlusses an die Junge Gemeinde in Mühlenfließ am Überleben der Neuenhagener JG festhielten. Gemeinsam mit Anna Hecht, die in der Interimszeit die kleine Truppe als ehrenamtliche Leiterin der JG zusammenhielt, gingen wir durch den ersten Coronawinter und schafften es dank neuer Medien, den Kontakt nicht zu verlieren. In unerschütterlichem Optimismus bemühte sich diese Kern-JG um die im Herbst 2020 und 2021 sowie auch 2022 Konfirmierten. Mit Charme, Humor und viel Engagement — etwa beim Umgestalten des alten Gemeinderaums zum Jugendraum oder der gemeinsamen Ausrichtung der Friedensandachten — gelang so eine Wiederbelebung, die den nachfolgenden Konfirmierten nun wirklich eine vielfältige Junge Gemeinde bieten kann. Jakob ist einer dieser Letzen der alten JG und hat die nun wiederbelebte neue JG maßgeblich mitgestaltet. Mittlerweile ist er als ehrenamtlicher Co-Leiter der JG meine große Unterstützung — und längst kein Junge mehr.

Im Gespräch erzählte mir Jakob von seinen Ambitionen im Gemeindekirchenrat sowie von seinem Wurzeln und Wachsen in unserer Gemeinde.

Judith Ziehm-Degner

Lieber Jakob, Du bist — noch ganz frisch — unser jüngster Ältester im Gemeindekirchenrat. Wie fühlt sich das an?
(lacht und stöhnt): Moment, da muss ich erst drüber nachdenken. Es war schon ein bisschen komisch, am Anfang. Jetzt aber nicht mehr so, weil ich nun alle schon ein bisschen kennengelernt habe. Aber das war so, weil das Gremium immer gefühlt so weit weg war. Ich meine, das waren die Chefs von der Kirche! Und nun gehöre ich plötzlich dazu. Und ich wurde auch ganz freundlich aufgenommen.

Warum hast Du Dich zur Wahl gestellt?
Da gab es mehrere Anstöße. Einmal, weil Wolfgang Raack mich angesprochen hatte. Er wollte, dass die Jugend etwas besser in der Gemeinde vertreten werde. Und der Gedanke gefiel mir. Dann habe ich mir das ein bisschen angeschaut, habe Sitzungen besucht. Es ist schließlich mehr, als nur einmal im Monat die Hand zu heben. Und da ist in mir die Entscheidung gereift, dass ich mitmachen möchte, Verantwortung übernehmen möchte und die Gemeinde mitgestalten will.

Gab es einen Schlüsselmoment?
Nein. Den Schlüsselmoment gab es gar nicht. Das war eher so ein Prozess. So im Frühling voriges Jahr war die Entscheidung dann gereift. Vielleicht hatte es auch etwas damit zu tun, dass ich dann schon in der Kirchengemeinde Mühlenfließ mitgearbeitet habe. Da habe ich Einblicke in die Prozesse in der Gemeinde gewinnen können, musste aber feststellen, dass ich dort als Mitarbeiter eben nicht in den GKR gewählt werden kann. Ideen kann ich aber als Mitarbeiter schon einbringen. Dinge, die ich in der einen Gemeinde als sehr positiv empfinde, möchte ich gern in die andere Gemeinde einbringen. Das ist wechselseitig. In Mühlenfließ arbeite ich, aber Neuenhagen ist schon meine Heimatgemeinde.

Heimatgemeinde — wie muss man sich das bei Dir vorstellen? Du bist ja im Sommer 2022 erst getauft worden.
Das stimmt (überlegt kurz). Ich war hier schon in der Christenlehre, bin dann aber durch meine Eltern in einer baptistischen Gemeinde in Berlin groß geworden. Dort gibt es aber nur die Erwachsenentaufe.

Nun hättest Du Dich in unserer Neuenhagener Gemeinde im Zuge des Konfirmanden-Unterricht taufen lassen können…
Hätte ich, das stimmt. Aber es war für mich damals irgendwie nie ein Thema. Es hat noch nicht gepasst.

Das heißt, Du hast den Konfirmandenunterricht besucht, bist aber nicht konfirmiert worden?
Genau!

Hast Du damals trotzdem  gefeiert?
Doch ja, ich hatte ja meinen Abschluss vom Konfi-Unterricht — den hatte ich übrigens mit Pfarrer Matthias Scheufele und Ricarda Riebl — und den habe ich auch mit der Familie gefeiert.

Und dann bist Du in die Junge Gemeinde gegangen?
Genau.

Und war das für Dich wichtig und regelmäßig!
Ja, das war für mich immer schon ein fester Termin. Auch ohne Konfirmation habe ich immer dazugehört. Das hat nie jemanden gestört.

Warum bist Du gern in der JG?
Einfach weil die Gemeinschaft so schön ist. Und das ist tatsächlich etwas, an dem sich nicht viel geändert hat. Wobei... Es ist heute wieder so, nachdem die JG zwischendurch ganz schön eingeschlafen war.

Warum war das passiert?
Weil sich in der Gemeinde niemand um die JG gekümmert hat und dann immer weniger Jugendliche kamen. Wir hatten leider keinen festen Ansprechpartner mehr in der Gemeinde.

Warum ist es jetzt anders? Wodurch hat sich das geändert?
Weil wir jetzt wieder eine Gemeindepädagogin haben, die unsere Vertrauensperson ist und sich um die Jugendlichen kümmert.

Wie schätzt Du die Rahmenbedingungen heute für die JG ein?
Eigentlich ziemlich gut. Wir haben einen tollen Raum, den wir uns mit niemandem teilen müssen. Wir haben freitagabends viel Zeit als JG, weil am nächsten Tag keine Schule ist. Und wir haben endlich die Gelegenheit, uns in der Gemeinde zu zeigen und einzubringen. Verglichen mit den mageren Jahren vorher, bin ich damit sehr zufrieden.

Wenn Du die JG mit Eigenschaftsworten charakterisieren müsstet, welche würdest Du wählen?
Auf jeden Fall sehr lebhaft, manchmal laut, offen und verständnisvoll und auch einfach lustig.

Nun bist Du ja mittlerweile nicht mehr nur JGler, sondern auch ein Ältester in unserer Kirchengemeinde. Gibt es für Dich konkret Sachen, die Du als Ältester (mit)gestalten möchtest?
In meinem Fall tatsächlich der Ausbau der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Aber natürlich nicht nur das! Es geht mir auch um andere Veranstaltungen in der Gemeinde, die abseits von den wöchentlichen Veranstaltungen stattfinden. Einfach, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und Gemeindemitglieder zu verbinden.

Gibt es eine nicht nur für Jugendliche gedachte Veranstaltung, die Du toll findest?
Ich finde es ja immer toll, wenn in unserer Gemeinde gesungen wird, wenn unsere Chöre auftreten und sich so viele für die Auftritte interessieren. Ich muss da besonders ans Adventssingen denken, bei dem wir alle mitsingen durften — das war toll, auch bei dieser Kälte.

Wie stellst Du Dir unsere Gemeinde in Zukunft vor?
Ich hoffe einfach, dass unsere Gemeinde in den nächsten Jahren noch mehr eine Anlaufstelle für Leute verschiedener Hintergründe ist; die hier mit verschiedenen Voraussetzungen zu uns kommen — finanziell, sprachlich, kulturell, familiär. Ich wünsche mir, dass bestehende Angebote bleiben und für alle die Gelegenheit besteht, sich hier in unserer Kirchengemeinde heimisch zu fühlen.

Wie sieht Deine eigene Zukunft aus?
Momentan studiere ich ja noch Grundschullehramt. Aber im Herbst möchte ich wechseln und die Ausbildung zum Gemeindepädagogen machen und perspektivisch hier in der Region als solcher tätig sein.

Das ist ja echt schade für die Grundschulen. Was hat Dich zum Wechsel bewogen?
Einfach die größere Nähe zu den Kindern, mit denen ich als Gemeindepädagoge noch näher und freier zusammenarbeiten kann. In der Gemeindepädagogik werde ich nicht durch einen Rahmenlehrplan zu großer beruflicher Distanz gezwungen, und ich darf hier auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, bin freier in meinen Entscheidungen.

Was für ein Glück für uns!

Das Gespräch führte Judith Ziehm-Degner.
(Fotos und Fotomontagen: Marcel Haischmann, Johanna Kirsch, Judith Ziehm-Degner)

Zur Person

Jakob Schmidtke wurde im Oktober 2000 in Berlin-Friedrichshain geboren. Seit 2004 lebt er mit seinen Eltern und zwei jüngeren Schwestern in Neuenhagen. 2015 fand die Konfirmation statt, bei der er zunächst „nur“ den Segen erhielt. Seither ist er Mitglied der Jungen Gemeinde (JG), die er mittlerweile im Tandem mit Judith Ziehm-Degner ehrenamtlich leitet. Seit 2017 ist er auch in der JG unserer Nachbargemeinde Mühlenfließ aktiv.

Nach dem Abitur 2019 ging Jakob für ein Jahr als Au Pair in die USA. Nach seiner Rückkehr 2020 nahm er an der Universität Potsdam das Studium zum Grundschullehrer auf. In der Ev. KG Mühlenfließ ist er seit vorigem Jahr als Student in der Jugendarbeit angestellt und schnuppert nun intensiv Kirchengemeindeluft — nicht zuletzt auch ehrenamtlich im Team KiGo unserer Kirchengemeinde. Darüber hinaus engagiert er sich in unserem Kirchenkreis seit Anfang 2022 ehrenamtlich im Kreisjugendkonvent. Im November 2022 wurde er als Ältester in den Gemeindekirchenrat der Evangelischen Verheißungskirchengemeinde Neuenhagen-Dahlwitz gewählt.

Jakob spielt leidenschaftlich gern Badminton, mag das Lesen und ist ansonsten gern mit Freunden unterwegs.

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